Intelligente Küchen im Trend: Smart Kitchen lassen sich komfortabel steuern

Die Steuerung von Küchengeräten per App oder mit Sprachbefehlen wird immer beliebter. (Foto: AMK)
Die Steuerung von Küchengeräten per App oder mit Sprachbefehlen wird immer beliebter. (Foto: AMK)

Hin und her fahren, hoch und runter laufen waren gestern. Heute werden die vernetzten Hausgeräte von dort aus „dirigiert“, wo man sich gerade befindet ‒ ob vom Sofa, der Terrasse und dem Balkon aus, auf dem Weg zu oder von der Arbeit nach Hause oder von wo aus auch immer: per Smartphone und App-Steuerung. Und, wenn man zuhause ist, auch ganz lässig per Sprachsteuerung (Voice Control). „Digitale Sprachassistenzsysteme sind einer der ganz großen Trends“, sagt Volker Irle, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK). Denn immer mehr neue Haushaltsgeräte sind auch mit einem Cloud-basierten Sprachdienst (z. B. Alexa, Google Assistant, Bixby, etc.) kompatibel.

Steuerung von Küchengeräten per Sprache

Digitale Sprachassistenten machen es möglich, die Funktionen unserer WLAN-fähigen Hausgeräte auch mittels der eigenen Stimme steuern und ihren aktuellen Status abfragen zu können. Dadurch entfallen die manuellen Einstellungen an den Geräten ‒ sei es per Drehregler, Touch-Display oder über ein mobiles Endgerät (Smartphone, Tablet) und die entsprechende App. Ist man in der Küche während der Essenszubereitung gerade mit beiden Händen vollauf beschäftigt, so kann der Sprachassistent beispielsweise das Einschalten und Schnellaufheizen des Backofens übernehmen, sodass die aktuelle Tätigkeit dafür nicht unterbrochen werden muss. Per Voice Control lassen sich neben der Statusabfrage (z. B. „Wann ist das Abendessen fertig?“) auch allgemeine Fragen rund ums Kochen und Garen stellen („Wie lange gart Paprika?“). Ein anderes Beispiel: Während man mit den Kindern spielt oder bei den Hausaufgaben hilft, bittet man das Sprachassistenzsystem darum, den Dampfgarer auszuschalten.

Voice Control ist auch ein großes Thema bei den stylishen und heißbegehrten Side-by-Side-Kühlgefrierkombinationen. Statt eines smarten Multidoor-Geräts holt man sich damit außerdem ein Kommunikations- und Entertainmentcenter vom Feinsten nach Hause, ausgestattet mit integrierten Kameras, einem großen Full-HD-Touchdisplay und vernetztem Multimedia-Screen. Damit kann man u. a. die Lieblingssendung während des Kochens, Backens und Garens verfolgen, Musik streamen, den Inhalt eines kompatiblen Smartphones spiegeln oder handgeschriebene Infos (Whiteboard-Funktion) und Sprachnachrichten für die Familienmitglieder hinterlassen.

Einen hohen Kommunikations- und Unterhaltungswert bietet diese Side-by-Side-Kombination mit ihrem vernetzten Multimediascreen, während die eingebauten Kameras einen Zugriff von überall aus erlauben. (Foto: AMK)
Einen hohen Kommunikations- und Unterhaltungswert bietet diese Side-by-Side-Kombination mit ihrem vernetzten Multimediascreen, während die eingebauten Kameras einen Zugriff von überall aus erlauben. (Foto: AMK)

Einkäufe sollen durch Smart Kitchen leichter werden

Doch auch ohne digitalen Sprachassistenten ergeben sich mit vernetzbaren Hausgeräten interessante Anwendungsszenarien: „Das Problem lästiger Doppeleinkäufe entfällt, wenn ein Blick auf das mobile Endgerät im Super- oder Biomarkt zeigt, was im eigenen Kühlschrank vorhanden ist bzw. was noch eingekauft werden muss“, so AMK-Geschäftsführer Volker Irle. Heute nehmen uns integrierte Kameras dieses jederzeit und von überall aus in den Kühlschrank hineinschauen können bequemerweise ab. Fragen wie „Haben wir noch genügend Butter, Ketchup, Eier oder Bier im Kühlschrank?“ erübrigen sich damit.

Den Geschirrspüler ortsunabhängig starten können, sodass das Spülgut blitzsauber ist, sobald man nach Hause kommt; wenn der Strom am preiswertesten ist oder wenn die hauseigene Photovoltaikanlage gerade Strom erzeugt ‒ auch das ist möglich: mit einem Connectivity-fähigen Geschirrspüler. Die verbrauchten Geschirrspüler-Tabs werden gleich mitgezählt und die App meldet, wenn es Zeit ist nachzubestellen und erledigt die Online-Bestellung auf Wunsch selbsttätig.

Was koche ich heute? Das Internet bietet die Ideen.

„Inspiration zum Kochen, Backen und Garen holen sich heute viele aus dem Internet, in einem der großen Rezepte-Portale oder über die App ihrer WLAN-fähigen Einbaugeräte“, sagt Volker Irle. Dann heißt es nur noch: Eines der internationalen Rezepte auswählen. Die App schickt anschließend alle Details, wie rezeptspezifische Geräte- und Temperatureinstellungen, z. B. an den Backofen oder Dampfgarer, die dann automatisch richtig voreingestellt werden. Und auch das ist möglich: smarte Backöfen und Multidampfgarer (ab 2019) mit integrierter Kamera, sodass man die Back- und Garprozesse seines Essens in Echtzeit beobachten und miterleben kann – wo auch immer man sich gerade befindet.

Ein vielseitiger WiFi-Dampfgarer mit integrierter Mikrowelle, über 150 Automatikprogrammen, darunter auch Sous-Vide-Garen sowie der Möglichkeit, ein ganzes Menü automatisch garen zu lassen. Das Gerät ist auch Alexa-kompatibel. (Foto: AMK)
Hört aufs Wort: Ein vielseitiger WiFi-Dampfgarer mit integrierter Mikrowelle, über 150 Automatikprogrammen, darunter auch Sous-Vide-Garen sowie der Möglichkeit, ein ganzes Menü automatisch garen zu lassen. Das Gerät ist auch Alexa-kompatibel. (Foto: AMK)

Nach dem Kochen wird das Arbeitslicht der vernetzten Insel- oder Wandhaube auf eine stimmungsvolle Hintergrundbeleuchtung umgestellt, außerdem in der persönlichen Wunschfarbe – früher von Hand, heute komfortabel über die App oder mittels Voice Control. Nach dem Dessert bleibt man dann in gemütlicher Runde sitzen und bittet seinen smarten Einbau-Kaffeevollautomaten die jeweils personalisierte Lieblingskaffeespezialität zuzubereiten, ebenfalls per App oder mithilfe des neuen digitalen Sprachassistenten.

So weit die Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche .

Smart Kitchen – wird es dadurch wirklich einfacher?

Die Frage muss erlaubt sein. Es liest sich in den Anzeigen und Pressetexten immer so, als wäre alles ganz komfortabel und so leicht in der Nutzung. Klar, die Technik macht große Fortschritte. Aber brauchen wir tatsächlich einen Kühlschrank, der uns sagt, was in ihm steht? Brauchen wir einen Geschirrspüler, der selbsttätig Tabs im Internet bestellt? Ich bin mir da nicht so sicher. Denn was hier immer verschwiegen wird, ist die wiederum steigende Komplexität. Einerseits an Informationen, andererseits an Zeitaufwand für die Einrichtung und Überwachung der digitalen Helfer. Wir lösen also mal wieder Probleme, die wir ohne die intelligent sein wollenden Geräte garnicht hätten.

Und eines ist auch klar: Selbst wenn der Dampfgarer aufs Wort gehorcht: Bestücken muss ich ihn noch immer selbst. Auch der intelligente Geschirrspüler räumt sich nicht von alleine aus, da kann ich noch so oft drum bitten.

Wie unterscheidet die Spracherkennung eigentlich zwischen eindeutigen Befehlen und nur so dahingesagten Sätzen? Steht plötzlich ein Lieferwagen mit 100 Kisten Mineralwasser vor der Tür – nur weil ich gestern gesagt habe, dass ich bei der Hitze 1.000 Liter Wasser trinken könnte?

Wollen wir auch in der Küche eine ständige Überwachung durch Sprachassistenten, wie Alexa, Google Assistant, Bixby und weitere? Schließlich müssen die immer zuhören und eine Verbindung mit dem Internet brauchen sie auch.

In der schönen neuen Welt weiß der Nutzer üblicherweise nicht, welche Daten die Geräte an ihre heimischen Server schicken. Dabei sind die Daten das Gold des 21. Jahrhunderts. Es ist doch so, dass die Unternehmen ihr Geld damit verdienen, dass sie im Rahmen von Big Data die vielen unbedeutend erscheinenden Einzelinformationen so zusammenfügen, dass daraus wertvolle und verkaufbare Informationen werden. Und der Verbraucher, der sich als Early Adopter frühzeitig auf neueste Modelle stürzt, so zum unwissenden Datenlieferanten wird.

Sicherheitsbedenken bei Smart Kitchen

Der Verbraucher könnte hier auch zum Sicherheitsrisiko werden. Wenn er zum Beispiel die werksseitig vorgegeben Passwörter und Benutzernamen nicht ändert. In einer uns zum Testen überlassenen Kamera hatte man einfach „admin“ und „admin“ voreingestellt. Wenn das so gelassen wird, kann das ganze Internet zusehen, was die Kamera anzeigt. Über Internet-of-Things (IOT) Suchmaschinen kann ich womöglich bald auch Kühlschränke ausschalten, Backöfen und Herdplatten einschalten und wahnwitzige Käufe auslösen. Das kann nicht passieren? Leider doch – und es wird ein Spaß für Script-Kiddies rund um den Erdball sein, genau das zu beweisen.

Auch die Apps, die man zur Steuerung der „intelligenten Geräte“ gratis aus den App Stores laden kann, können zum Problem werden. Mit Hilfe gefälschter Apps oder per Reverse-Engineering veränderte Apps können auch Kriminelle in den Besitz der Daten kommen oder als kleinen „Spaß“-Anschlag die Funktionen der App in manipulierter Weise ausspielen. Über die immernoch erfolgreichen Phishing-Attacken können Router angegriffen werden, die dann über eine zwischengeschaltete Startwebseite auf andere Webseiten umleiten.  Dann bestellt der Kühlschrank seinen Nachschub nicht mehr dort, wo es gewünscht und bezahlbar wäre, sondern bei einem Fake-Shop, der nur das Geld abbucht, aber nichts liefern wird.

 

Über Markus Burgdorf 232 Artikel
Markus Burgdorf ist Journalist und PR-Berater im Bereich Immobilien. Seit vielen Jahren schreibt er über alles, was mit Immobilien zusammenhängt. Er wohnt selbst in einer ehemaligen Schule, die er mit seiner Partnerin zum Wohnen und Arbeiten umbaut.

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