Was man erleben kann, wenn man vom Ausland aus ein Haus in Deutschland mieten möchte

Wolkenhaus
Der Versuch, vom Ausland aus ein Haus anzumieten, kann ziemlich auf die Nerven gehen. (Foto: lassedesignen)

Sicher kommt es nicht alle Tage vor, dass jemand aus dem Ausland anruft und ein bei einem führenden Immobilien-Portal annonciertes Haus mieten möchte. Da der „Ausländer“ nur die Informationen sehen kann, die ihm auf der Plattform gezeigt werden, wird er wahrscheinlich einige Fragen mehr haben, als ein ortsansässiger Interessent.

Wolkenhaus
Der Versuch, vom Ausland aus ein Haus anzumieten, kann ziemlich auf die Nerven gehen. (Foto: lassedesignen)

Der Verfasser dieses Artikels hat die Erfahrung gemacht, dass man – sobald man mit ausländischer Nummer anruft – ein Exot ist. Das muss nicht mal ein Nachteil sein, wir haben in keinem einzigen Fall eine Ablehnung erfahren.

Wenn allerdings ein Makler eingeschaltet wird, dann sollte man schon jedes Wort dreimal auf die Goldwaage legen, bevor man sich zu einer Besichtigung aufmacht. Und man sollte gut recherchieren können. Das beginnt mit Google Maps und der Satellitenaufnahme, geht über Informationen zum Ort. Verkehrsverbindungen und und und.

Bad Essen – wirklich bad (englisch für schlecht)

Wir waren zu einer Besichtigung in Bad Essen aufgebrochen. Immerhin über 600 Kilometer eine Strecke. Das fährt man nicht aus Spaß. Das Haus gehörte einem Arzt, der sich zur Ruhe gesetzt hatte und deshalb das Haus, in dem auch praktiziert hatte, vermieten wollte. Das etwa 20jährige große Einfamilienhaus hatte laut den Bildern ein großes, gepflegtes Grundstück mit Gartenteich, schön umrandet von Bäumen. Die Wohnfläche passte, die Aufteilung war hervorragend.

Als wir ankamen, wurden wir von der Maklerin begrüsst. Ein Typ, der sofort ein leichtes Unbehagen bei mir auslöste. Zu aufgesetzt freundlich, zu sehr Bückling. Etwas abseits stand das Arzt-Ehepaar, die machten einen guten Eindruck. Man tauschte ein paar übliche Freundlichkeiten aus und begab sich dann ins Haus. Dass wir unterwegs eine sehr teure Panne hatten und der ganze Termin dadurch gefährdet war, erwähne ich nur am Rande. Wir waren froh, es mit einem hastig geholten Mietwagen geschafft zu haben.

Der Flur des Hauses war großzügig und elegant, eine Treppe ging ums Eck in den ersten Stock, wo sich eine schöne Galerie anschloss. Doch schon beim Betreten des ersten Raumes (der Küche) der Schock: Vor dem Fenster befand sich ein Parkplatz, notdürftig verdeckt oder abgetrennt mit diesen billigen Baumarktholzwänden. Wie konnte das sein? Die Bilder waren doch ganz anders? Sollten wir uns so geirrt haben? Sollten wir vielleicht das Haus mit einem anderen verwechseln? Wir sahen uns an und ohne Worte wussten wir, dass wir uns nicht geirrt hatten. Hier lief etwas falsch, aber richtig falsch.

Von der Küche aus ging es in das Wohnzimmer mit großzügiger Terrassse, teils überdacht und einem Ausblick in den Garten. So zumindest die Erwartungshaltung nach den übersandten Bildern. Tatsächlich blickte man vom Wohnzimmer aus direkt auf die Eingangstüren einer Reihenhausbebauung.

Nun war endgültig klar, dass man uns betrügen wollte. Mit keinem Wort war erwähnt worden, dass der geschäftstüchtige Arzt sein Grundstück zur Gewinnmaximierung mit etwa 10 Reihenhäusern bebaut hatte. Dem war natürlich auch der Goldfisch im Gartenteich zum Opfer gefallen, als dieser zugeschüttet wurde. Man stelle sich das mal so vor: Der Traum von diesem Haus zerplatzt in Zeitlupe, während die Maklerin auf einen einredet und die angeblichen Vorzüge eines gasbetriebenen Kamins runterbetet (was auch noch völliger Unsinn war). Da steht man nun, wollte in vier Wochen einziehen und merkt, dass man richtig verarscht wurde. Wir wollten nämlich eigentlich das Haus so nehmen, also ohne Besichtigung. Alle Unterlagen, die man uns geschickt hatte, waren falsch gewesen. Kein Wort von den Reihenhäusern im Garten, kein Wort vom Reihenhausparkplatz vorm Küchenfenster. Dazu kam noch, dass das Haus im Obergeschoss einen großen Balkon und eine Glasfront zum Garten zu den Reihenhäusern hatte.

Dass die Räume doch alle hätten renoviert werden müssen, obwohl die Maklerin sie als tadellos in Schuß beschwärmt hatte, war dann schon egal.  Ich wollte dann aber noch sehen, wie die maklerin reagiert, wenn ich sie auf die falschen Bilder und falschen Angaben anspreche. Also ging es nach erfolgter Hausbesichtigung in die Küche. Klar, dass uns da nicht mal ein Glas Wasser angeboten wurde.

Ok, also dann die Konfrontation: Ich fragte, warum man uns Bilder von einem Haus mit Garten geschickt habe, das so garnicht existiere, die Häuser waren ja nicht über Nacht dort entstanden. (Ich muss hier einfügen, dass auch Google Maps uns hier alte Satellitenaufnahmen gezeigt hatte – ohne Reihenhaussiedlung) Eine Einfamilienhaus-Villa, die nun auf zwei Seiten von Reihenhäusern umrandet ist, deren Verkehrswege auch noch durch den ehemaligen Garten führen, die ihren Müll direkt vor der Terrasse sammeln, etc. „Also nein, das könnte nicht sein, sie habe sicher aktuelle Fotos geschickt, aber das wäre ja auch alles nicht so schlimm. Das Haus wäre doch viel wichtiger als der Garten, bla, bla, bla.

Das Ärzte-Ehepaar zeigte sich etwas irritiert, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen.

Ich habe dann noch ein paar übliche Fragen gestellt, zum Beispiel nach den Nebenkosten. Sehr vage Antworten. Ein Energieausweis war natürlich auch nicht vorhanden. Doch dann kam der nächste Knaller, der natürlich vorher auch nicht abgesprochen war: Man wollte sechs Monate Miete als Mietkaution überwiesen haben. Zusätzlich zur Maklercourtage und der normalen Mietsicherheit. Das Geld solle doch einfach mal schnell überwiesen werden, damit sichere man sich das Vertrauen der Vermieter.

Das war dann das Startsignal zum Aufbruch. Erst die Mietinteressenten mit alten Bildern anlocken und dann müssen wir uns noch das Vertrauen der Vermieter sichern. Ja, man höre ja soviel…

Wir haben ernsthaft überlegt, das Vermieter-Ehepaar danach nochmal anzurufen und ihnen das Exposeee ihres Hauses zu schicken. Das scheiterte aber daran, dass wir schnell andere Besichtigungen ausmachen mussten.

Ruhige Lage mit Wildgarten und Einbruch

Ein weiteres Haus befand sich in Schleswig Holstein. Eine richtig nette Fachwerk-Kate in angeblich ruhiger Lage und sehr gepflegt. Der Garten: Ein Blumenmeer. Das Haus wirkte auf den Bildern groß und sehr gepflegt. Am Tag der Besichtigung regnet es. Kein Problem, denn wenn einem ein Haus im Regen gefällt, ist es bei Sonne einfach nur noch besser.

Als wir ankamen, der erste Scheck. Der einst schöne Garten war völlig verwildert und bestand aus kleinen Bäumchen und Brennnesseln. Der zweite Schreck: das Haus sah alt und heruntergekommen aus. Nichts erinnerte an das einstig gepflegte Häuschen, naja nur die äußere Form und die Anordnung der Fenster. Der Makler erklärte das damit, dass die einstigen Hausbesitzer vor Jahren verstorben waren und seitdem nichts mehr an Haus und Garten getan worden war. Er habe die 10 Jahre alten Fotos verwendet, um zu zeigen, wie schön es wieder werden könnte.

Auch die Hausbesichtigung war gut: Offenbar waren Einbrecher eingedrungen und hatten das Haus ziemlich verwüstet. Scheiben zur Hinterseite waren zerbrochen, insgesamt der Zustand eines Abrisshauses. Ich gebe zu, dass ich ziemlich wütend war. Aber der Makler nahms gelassen und meinte, dass es auch für diesen Zustand Mieter geben würde.

Fast vergass ich zu erwähnen, dass die ruhige Lage auch nicht ganz so ruhig war, denn die Bundesstraße führte direkt am Grundstück vorbei. Und da hilft dann auch nicht, dass zum Grundstück noch eine weitläufige Koppel gehörte – die lag nämlich leider hinterm Haus…

Lippstadt – unterschätze nicht den Vormieter

In Lippstadt steht ein Haus, dass sicher noch keinen Mieter gefunden hat. Aber der Reihe nach: In bester Lage von Lippstadt ist ein Haus, welches uns sofort gefiel. Zwar schon fast 50 Jahre alt, aber gut in Schuß, wie die zahlreichen Bilder verrieten. Auch dieses Haus war von Ärzten als Praxis genutzt worden. Es bot genug Platz zum Leben und Arbeiten – ohne sich dabei gegenseitig zu stören. Dazu ein großes Eckgrundstück, von dichter Hecke vor zu neugierigen Blicken geschützt.

Zuerst telefonierten wir mit einer Frau, die sich später als die Vormieterin zu erkennen gab. Ihr Mann sei versetzt worden und da ihr Mietvertrag noch länger laufe, suche sie jetzt einen Nachmieter. Alles klar, kein Problem. Ich telefonierte zweimal mit ihr und alles schien in Ordnung zu sein. Erst beim dritten Telefonat, als es dann um den konkreten Besichtigungstermin ging, gab es einen Nebensatz, der mich stutzig machte. Abstand. Auf Nachfrage wurde mir erklärt, dass der Vorvormieter 18.000 Euro ins Haus gesteckt hatte, die sie angeblich bezahlt hatte, um das Haus zu bekommen. Sie selbst hätte nochmal 12.000 investiert. Das wären dann zusammen 30.000 Euro. Wir müssten uns jetzt erst darauf einigen, wieviel Eintrittsgeld wir bezahlen würden. Klar, dass man dann fragt, was da enthalten sein soll.

Es waren 10 Jahre alte Teppiche, eine nicht vom Vermieter genehmigte Alarmanlage und eigens angefertigte Glasregale, die man im großen Wohnzimmerfenster angebracht hatte. Nein, die Küche wäre nicht inbegriffen, auch weitere Möbel nicht.

Nun fanden wir das gleiche Angebot auf einem anderen Portal als Angebot einer Maklerin. Ok, noch ein Versuch. Die Maklerin lobte das Haus in höchsten Tönen und es war tatsächlich vom Preis-Leistungsverhältnis her sehr günstig. Der Besitzer sei Musiker, der sein Elternhaus erhalten wolle und deshalb lieber gute Mieter habe, als den Bestpreis aus dem Haus rauszuholen. Hört sich gut an. Von der Abstandsforderung der Mieterin kein Wort.

Der Vermieter wolle mit uns sprechen. Ok, das ließ sich erst einmal per Telefon einrichten. Wir sprachen fast zwei Stunden und verstanden uns auf Anhieb. Von der Abstandsforderung seiner Mieterin wusste er nichts. Er werde das kurzfristig klären, versprach er. Auch die Maklerin, die ich noch mehrfach anrief, versprach eine annehmbare Lösung zu vermitteln. Darauf warten wir heute noch.

 

 

Über Markus Burgdorf 232 Artikel
Markus Burgdorf ist Journalist und PR-Berater im Bereich Immobilien. Seit vielen Jahren schreibt er über alles, was mit Immobilien zusammenhängt. Er wohnt selbst in einer ehemaligen Schule, die er mit seiner Partnerin zum Wohnen und Arbeiten umbaut.

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